1511: Sebastian Virdung
Wohl einer unserer frühesten Gewährsleute, Sebastian Virdung, berichtet in seiner im Jahre 1511 in Basel erschienenen Musica getutscht und aussgezogen, im Zusammenhang mit den grossen Herpaucken von anderen Paucken die. ..man gmeinlich zu den zwerch.pfeiffen / als die kriegs knecht haben schlägt und von einem klein peucklin / das. ..die frantzosen un niderlender ser zu den Schwegeln… / und sunderlich zu dantz oder zu den hochzyten gebraucht haben.Virdung, fol. [Civ].v
Mit Paucken und peucklin meint er zweifelsohne nicht Pauken im Sinne von Kesselpauken, sondern zwei verschiedene Grössen von Trommeln, entsprechend den Abbildungen.Virdung, fol. D
Das kleinere Instrument wird zusammen mit der Einhandflöte (Schwegel) zu Tanz und Hochzeit gespielt, das grössere mit der Querpfeife von den «Kriegsknechten», also im militärischen Bereich. Die Abbildung der Trommel zeigt ein Instrument mit etwa 12 Bahnen und Y-Spannung (d.h. bei gespanntem Fell bilden die Lederschleifen aus den beiden Seilabschnitten einer Bahn ein Y); das Seil wird um die Reife geschlungen und nicht durch Löcher im Reif geführt.Vgl. dazu Gerhard Stradner, Spielpraxis und Instrumentarium um 1500, dargestellt an Sebastian Virdungs ‚Musica getutscht‘ (Basel 1511). Wien 1983, S. 387f. (Forschungen zur älteren Musikgeschichte 4/1).
Seine zwerch pfeiff besteht aus einer einteiligen, verhältnismässig langen, zylindrischen Röhre mit sechs Grifflöchern, die vorne, auf einer Linie mit dem Anblaseloch stehen. Das Instrument stellt den Typ der Renaissance-Querflöte dar, wie er bis Mitte des l7. Jahrhunderts üblich war und im militärischen Bereich bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts oder sogar bis ins 19. Jahrhundert verwendet wurde.
Zudem gibt uns Virdung einen Hinweis auf jene Personen, die am Herstellen von Trommeln beteiligt sind: Es sind hier nicht die Musiker selbst, wie das bei den Musikinstrumenten in dieser Zeit oft der Fall ist, sondern die pender (Pergamenter), kuffer (Küfer = Hersteller von Fässern) / oder die die fesser machen. Gleichzeitig spricht er sowohl der Kesselpauke als auch der Trommel die Bezeichnung Musikinstrument ab, denn wann das klopfen und boldern / Musica sol seyn / So musten die pender oder kuffer / oder die die fesser machen auch musici seyn / das ist aber alles nichts.Virdung, fol. Dv. Leider erfahren wir bei ihm nichts über die Masse der Instrumente oder über die Spielhaltung der Trommel.
12. Jahrhundert: Herkunft aus dem Osten – 1511: Sebastian Virdung – 1528 und 1545: Martin Agricola – 1555: Clement Janequin – 1588: Thoinot Arbeau – 16. Jahrhundert: Militärflöte – 1619/20: Michael Praetorius – 1636: Marin Mersenne – 18. Jahrhundert: Änderung der Quellenlage – 18. Jh.: Piccolo im deutschen Raum – Ende 19. Jh.: Piccolo an der Fasnacht – Exkurs: Trommeln im Historischen Museum in Basel